Die Tafel im Landkreis Hildburghausen hat jetzt eine vierte Anlaufstelle. Neben der Kreisstadt, Eisfeld und Schleusingen ist Themar neu mit im Boot.
Themar – Seit nunmehr 15 Jahren organisiert Diana Gütter unter dem Stern des Diakoniewerkes Sonneberg und Hildburghausen/Eisfeld e. V. mit einem engagierten Team 50 ehrenamtlicher Helfer die Verteilung von Lebensmitteln im Landkreis Hildburghausen. Diese werden unter der Woche täglich in Supermärkten abgeholt und entsprechend verteilt – in den Ausgabestellen oder per Auslieferung mit dem Tafel-Kleinbus. „Anfangs haben wir nur ausgefahren, aber mittlerweile sind die Bedarfe viel größer geworden und die Abholstellen ein wichtiger Bestandteil unserer Infrastruktur“, erklärt Diana Gütter, die mit der Flüchtlingswelle im Jahr 2015 einen ersten signifikanten Anstieg der Tafel-Nutzer verzeichnet hat und mit dem Kriegsbeginn in der Ukraine und dem damit einhergehenden Flüchtlingsstrom einen weiteren.
„Doch nicht nur die Anzahl der Bedürftigen ändert sich. Auch unser Sortiment unterliegt einem Wandel und orientiert sich am Leben der Abnehmer. So haben wir heute viel mehr vegetarische Produkte im Angebot als noch vor ein paar Jahren. Also letztendlich wandeln sich die Tafel-Produkte mit dem Sortiment der Supermärkte. Wir bekommen das, was noch okay ist, aber nicht mehr verkauft werden darf“, erklärt die hauptamtliche Diakonie-Mitarbeiterin, die einen ganz besonderen Mehrwert der Tafeln darin sieht, Lebensmittel zu retten und gegen Verschwendung vorzugehen. Was die Tafeln tun, sei ein Werk der Nachhaltigkeit. Die Nutzer schützen somit Klima und Umwelt, verhinderten Lebensmittelvernichtung. „Es ist unglaublich, wie viele Lebensmittel in Deutschland aussortiert und gegebenenfalls vernichtet werden. Deshalb sollten Tafel-Nutzer ihre Rolle nicht unbedingt darin sehen, bedürftig zu sein, sondern sich als Teil einer Kette sehen, die Lebensmittel rettet“, sagt Diana Gütter, die weiß, dass der Gang zur Tafel oft schambehaftet ist und gerade Rentner sich nicht trauen, die Institution zu nutzen.
Man gehe die Sache deshalb oftmals einfach pragmatisch an und lasse Menschen über deren Betreuer Lebensmittel mitbringen, sodass sie sehen, was es gibt und was die Tafel möglich macht. Voraussetzung für die Tafel-Nutzung sei ein Einkommen bis 1.200 Euro für einen Ein-Personen-Haushalt und je weitere 600 Euro für weitere im Haushalt lebende Personen. „Dieser Nachweis kann über ein einfaches Dokument bei uns erbracht werden. Daraufhin stellen wir ein Kärtchen aus, das den Berechtigten per Post zugestellt wird“, erklärt Diana Gütter.
Aktuell nutzen im Landkreis Hildburghausen rund 700 Menschen das Tafel-Angebot, darunter 100 Kinder. Die Unterstützung durch die Supermärkte sei gut. Ein Großteil beteilige sich. „Den Märkten entstehen keinerlei Nachteile. Wir holen einfach das Aussortierte ab. Verkaufen dürfen sie es eh nicht mehr“, weiß die Tafel-Managerin, die sich in Deutschland die gleiche Gesetzgebung wie in Frankreich wünschen würde, wo Supermärkte verpflichtet sind, ihre Lebensmittel weiterzugeben anstatt sie zu vernichten.
Die Erweiterung der Tafel ist sehr wertvoll. „Die Unterstützung vom Bündnis vor Ort ist beispielhaft. Es waren sofort um die 15 Helfer am Start, die das Projekt hier mitschultern“, so Diana Gütter. Sara Langert vom Bündnis und Protagonistin vor Ort, ist froh, in Themar dieses Angebot in den Räumen des Vereins organisieren zu können.
Info: Die Tafel in Themar ist seit März jeden Freitag von 16 bis 18 Uhr geöffnet. Berechtigte können sich anmelden und haben dann jeweils fünf Minuten Zeit, um durch das Sortiment zu schauen und ihre Produkte auszuwählen. Die Ausgabestelle befindet sich in der alten Orthopädieschuhtechnik – der heutigen Heimat des „Bündnisses für Demokratie und Weltoffenheit Kloster Veßra – in der Hildburghäuser Straße 6 in Themar.
Unterstützer braucht die Tafel immer aufs Neue. Ansprechpartnerin ist Diana Gütter in Hildburghausen in der Oberen Marktstraße 44. Telefonisch ist sie erreichbar unter der Nummer: 03685/4011533 oder per E-Mail unter info@hildburghaeuser-tafel.de.
dr